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Erkenntnisse aus der aktuellen Lern- und Unterrichtsforschung

„Wissen ist Erfahrung. Alles andere ist Information.“ Albert Einstein

Die folgenden Abschnitte fassen wichtige Aussagen aktueller Forschungen zusammen, welche für die Gestaltung von Lernprozessen und damit für die Entwicklung eines guten Unterrichts und das Lernen in einer Organisation von Bedeutung sind. 

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Begeisterungsfähigkeit

Das menschliche Gehirn wird nicht durch genetische Programme zusammengebaut, sondern strukturiert sich im Laufe des Lebens aufgrund von Erfahrungen. Diese Erfahrungen beginnen viel früher als bisher angenommen.
Später werden Beziehungserfahrungen in neuronale Netze verwandelt: Beziehungen zu frühen Bezugspersonen, zu Familienmitgliedern, zu Gleichaltrigen in Kindergarten und Schule. Der Lernprozess ist lebenslänglich; das menschliche Gehirn ist weitaus plastischer und formbarer als lange Zeit angenommen.


Jede neue Erfahrung, jede neue Sinneswahrnehmung, jede Vokabel einer Fremdsprache muss an etwas anknüpfbar sein, also mit etwas assoziierbar sein, das schon da ist, das man vorher schon gelernt und im Gehirn verankert hat. 
Im Gehirn wird die Erfahrung, die wir machen, mit dem entsprechenden Gefühl gekoppelt, das wir in dieser Situation empfinden. Diese Kopplung ist um so stärker, je stärker dieses Gefühl ist.
Bildungsprozesse müssen mit einer Aktivierung emotionaler Zentren einhergehen, die positive Gefühle hinterlassen. Das Wort, welches wir dafür verwenden müssen, heisst
Begeisterung

Professor Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe, Universität Göttingen 

Standardprobleme des Lernens

Professor Reusser weist in seinen Studien auf fünf Standardprobleme des Lernens hin: 

  • Fehlende oder ineffiziente Arbeits- und Zeitplanung

  • Unvollständige Lernprozesse
    ⇒ geringe Mastery-Orientierung (= verstehensorientiertes Lernen) 
    ⇒ hohe Performanz-Orientierung (= wie schaffe ich die nächste Klassenarbeit!)

  • Fehlende Anwendung von Arbeitsmethoden und Lernstrategien

  • Fehlende Überwachung und Reflexion des Lernens

  • Mangelndes Vertrauen in die Wirksamkeit des eigenen Lernens (Selbstwirksamkeits-Defizit)

 

Daraus ergeben sich wichtige Hinweise für eine lernförderliche Gestaltung von Unterricht:

  • Je aktiver und selbstgesteuerter,

  • problemorientierter,

  • besser mit dem eigenen Vorwissen verknüpft,

  • bewusster und reflektierter,

  • dialogischer und interaktiver Wissen erworben, konstruiert und durchgearbeitet wird, 

desto

  • besser wird es verstanden,

  • dauerhafter wird es behalten,

  • beweglicher kann es beim Denken und Handeln in neuen Kontexten genutzt werden,

  • positiver werden die damit verbundenen Lernprozesse erlebt.

Prof. Dr. Kurt Reusser, Erziehungswissenschaftliches Institut, Universität Zürich 

„Fire together, wire together“

Informationen sollten in sozial bedeutsamen Situationen mehrkanalig (auditiv, visuell, motorisch, interaktiv, …) verarbeitet werden können, denn Lernen ist ein assoziativer Prozess. Das bedeutet, dass günstige Lernumgebungen den Lernenden bewusst Gelegenheit bieten, möglichst viele semantische Verknüpfungen aufzubauen. Dadurch steigert sich die Tiefe der Verarbeitung erheblich und der Lernerfolg nimmt im Verhältnis zum blossen Auswendiglernen dramatisch zu.

Wiederholen und trainieren ist höchst lernwirksam. Damit Gelerntes im Gedächtnis nachhaltig zur Verfügung steht, braucht es intelligente Übungs- und Anwendungsformen. Dazu können Lernsituationen geschaffen werden, in denen Selbstdisziplin und Selbstregulierung gefordert und gelernt werden können.

Prof. Dr. Lutz Jäncke, Neuropsychologie, Hirn- und Lernforschung, Universität Zürich

Zehn Merkmale guten Unterrichts – Ergebnisse der Unterrichtsforschung

  • Effiziente Klassenführung und Zeitnutzung

  • Lernförderliches Unterrichtsklima

  • Vielfältige Motivierung

  • Strukturiertheit und Klarheit

  • Wirkungs- und Kompetenzorientierung

  • Schülerinnen- und Schülerorientierung, Unterstützung

  • Förderung aktiven, selbstständigen Lernens

  • Angemessene Variation von Methoden und Sozialformen

  • Konsolidierung, Sicherung, intelligentes Üben

  • Passung

 

Quelle: IQES Online, iqesonline.net nach: Professor Andreas Helmke: Unterrichtsqualität: Erfassen, Bewerten, Verbessern (Seelze 2004)

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